Wer den Rhodesian Ridgeback einmal kennen gelernt hat, wird
nicht mehr von ihm los kommen. Kaum jemand kann diesen Hunde-Augen
widerstehen. Er hat einen unbestechlichen Charakter und eine
Ausstrahlung, die den Rhodesian Ridgeback zu einem immer beliebteren
Hund machen. Er ist über Jahrzehnte hinweg zu enger Zusammenarbeit
mit dem Mensch gezüchtet worden. Dies war notwendig,
um in ihm einen starken und zuverlässigen Partner bei
der Jagd auf Großwild zu haben. Charakter-Eigenschaften
wie Loyalität dem Menschen gegenüber, schnelle Auffassungsgabe
sowie Lernbereitschaft und Intelligenz nennt der Ridgeback
sein Eigen.
Dabei ist der Ridgeback kein höriger Hund,
der alles mitmacht. Er ist eben ein Charakterhund, der durchaus
seinen eigenen Kopf hat. Dies äußert sich auch
in seiner Fähigkeit in Situationen auf verblüffende
Art und Weise zu reagieren. Daher sagt man ihm auch gerne
nach, er besitze so etwas wie einen 6. Sinn.
Der Ridgeback, ein durchaus stolzer Hund mit starkem Charakter,
verlangt nach liebevoller, aber konsequenter Behandlung. Wer
auf diese Wesensmerkmale achtet, der findet im Rhodesian Ridgeback
einen treuen Partner, auf den er sich auch in schwierigen
Situationen verlassen kann.
aber man beachte:
Auszüge aus einem Artikel von Dr. Ute Blaschke-Berthold,
erschienen in Wuff - das Hundemagazin - 7-8/05
"Komme aus Afrika - Der Rhodesian Ridgeback"
Der Standard
Der Rassestandard des RR ist - wie jeder andere auch - die
Beschreibung eines Idealbildes. Er beschreibt nicht, was real
ist, sondern ist Ausdruck menschlichen Wunschdenkens. An bestimmten
Rassen interessierte Menschen klammern sich geradezu sklavisch
an den Standard und die daraus abgeleitete Rassebeschreibung,
um herauszufinden, ob dieser Hund für sie geeignet ist
oder nicht. Vergessen wird dabei vollkommen, dass nicht nur
das Äußere der Hunde einer Rasse variiert, sondern
auch die Reaktionsnorm des Verhaltens. Es herrscht die Meinung
vor, dass man sich mehr um Körperbautyp und Farbe Gedanken
machen sollte als um Verhalten. Schliesslich wird der Hund
mit seiner Farbe geboren, sein Verhalten aber ist noch ein
weißes Blatt, welches nach Belieben beschrieben
werden kann. Und so erleben wir erschreckt, dass sich Interessenten
für die Rasse RR alleine aufgrund des Äußeren
entscheiden und glauben, durch eine richtige Erziehung
den passenden Hund formen zu können. Viele Interessenten
dieser Rasse lesen über die Wesenseigenschaften und finden,
dass dieser Hund zu ihnen passt: Eine hohe Reizschwelle, zurückhaltend,
würdevoll, ohne Scheu und Aggression. Dieses aber ist
eine Beschreibung des Rhodesians, wie er sein sollte - und
nicht, wie er ist. Das ist ein grosser Unterschied, der z.
T. sicher die rasant ansteigende Zahl der wieder abgegebenen
Rhodesians erklärt. Im Detail nachzulesen ist der FCI-Standard
Nr. 146 des RR auf der Website:
www.rhodesian-ridgeback.org.
aber:
Legt man die rosarote Fan-Brille ab, so fallen bereits beim
Lesen der Rassebeschreibung einige Ungereimtheiten auf. Alle
RRs werden in eine Kiste gepackt, auf der fein säuberlich
etikettiert steht: Typisch Rhodesian!
Sensibel, erhaben, hohe Reizschwelle, wildtierartige Instinkte,
mutig, schnell, intelligent, 6. Sinn für Gefahr, lange
Entwicklungszeit. Aber: Sensibilität oder Sensitivität
und hohe Reizschwelle schließen einander
aus. Sensibel bedeutet, dass der Hund auf geringe Veränderungen
seines Umfeldes reagiert. Gerade bei plötzlich auftretenden
Reizen zeigen viele Rhodesians, was es mit ihrer Ursprünglichkeit
auf sich hat: Niedrige Reizschwellen und blitzschnelle Reaktionen,
für die die Schrecksekunde des Menschen eindeutig zu
lang ist. Viele RRs haben eine ausgesprochen große
Wahrnehmungsdistanz. Das bedeutet, sie reagieren auf Reize
wie Bewegung, Geruch und Geräusch bereits in großer
Distanz. Haben Hund und Mensch den Überblick, dann können
die meisten Hunde ihre Reaktion auf die Wahrnehmung kontrollieren,
die langsame Annäherung hilft ihnen dabei. Erscheint
aber in unübersichtlichem Gelände ein Reiz inmitten
der Wahrnehmungsdistanz, so zeigen manche Rhodesians, wie
impulsiv und blitzschnell sie sein können. Mut ist nichts
anderes als die Bereitschaft, Konflikte auszutragen. Wobei
der mutige Hund erst einmal seine eigenen Konflikte austrägt.
Interessanterweise hoffen viele Hundebesitzer, dass ihr Hund
erst dann mutig wird, wenn es aus Menschen-Sicht angebracht
ist. Diese Sicht aber kann kein Hund teilen, auch kein Rhodesian.
Das bedeutet, dass er in erster Linie auf Konflikte in der
Hundewelt eingeht.
Wer sich für einen Rhodesian Ridgeback entscheiden möchte,
sollte sich unbedingt darauf einstellen, dass die Führung
des Hundes in Anwesenheit fremder, gleichgeschlechtlicher
Hunde viele Jahre eine Herausforderung bleiben wird.